Lokaler Klimaschutz: Im Kleinen anfangen, um Großes zu erreichen

Die Omas for Future bei einem gemeinsamen Treffen in Berlin.
Lokaler Klimaschutz: Im Kleinen anfangen, um Großes zu erreichen
Autor: Philipp Nagels Fotos: Louisa Boeszoermeny, Yunus Yazici 26.11.2024

Klimaschutz hat viele Facetten. Und er fängt im Kleinen an! Denn neben weit­reichenden Entscheidungen von Politiker*innen braucht es echte Gras­wurzel­arbeit, um den Planeten nach­haltiger zu machen. Das Bundes­netz­werk Bürger­schaftliches Engagement (BBE) vernetzt hierfür Projekte und Vereine, die sich für den Klima­schutz einsetzen. AufRuhr hat drei Vereine besucht.

Katharina Dietze / Omas for Future

Wofür engagiert sich Ihre Initiative, und was ist ihr Ziel?

Wir sind die „Omas for Future“. Unser Ziel ist es, unseren Enkel*innen die Welt so zu hinterlassen, dass sie noch lebens­wert ist. Denn es gibt nur eine Welt, und das bedeutet: Wir brauchen Klimaschutz, jetzt!

Wer macht mit bei den „Omas for Future“?

Bei uns sind es vor allem Menschen aus der älteren Generation, die Verantwortung über­nehmen und sich für unsere Kinder und Kindes­kinder stark­machen. Die meisten von ihnen sind Frauen. In Deutschland gibt es mehr als 80 Regional­gruppen der „Omas for Future“, in Berlin sind wir 140 Omas.

Was ist das Besondere an den „Omas for Future“?

Unsere Initiative besteht aus tollen Frauen, die auf ihrem Platz in der Gesellschaft bestehen. Wir sind der Über­zeugung, dass wir viel stärker repräsentiert sein sollten. Mittler­weile machen auch etliche Frauen mit, die selbst keine Enkel*innen haben. Sie setzen sich also für die Enkel*innen dieser Welt ein.

Welche Erfolge konnte Ihre Initiative bisher erzielen?

Wir haben ein Zukunftsquiz für Senior*innen­heime und Kitas entwickelt. Denn beim Thema Klima­wandel fühlen sich viele Menschen hilflos. Hier setzen wir an und sagen: Politik und Wirtschaft müssen zwar handeln, aber jede*r kann auch im persönlichen Umfeld etwas tun. Zusätzlich bilden wir in Schulen Multiplikator*innen aus, sogenannte Scouts, die das Quiz vor Ort durchführen.

Katharina Dietze ist tätig als Coachin zum Thema „Arbeitsorganisation und Zeitmanagement“ und organisiert die „Omas for Future“ in Berlin. Sie ist fünffache Großmutter.
Katharina Dietze ist tätig als Coachin zum Thema „Arbeitsorganisation und Zeitmanagement“ und organisiert die „Omas for Future“ in Berlin. Sie ist fünffache Großmutter. © Louisa Boeszoermeny

Was überrascht Sie an Ihrer Arbeit?

Wir sind positiv überrascht, wie viele Menschen sich mit uns solidarisieren. Denn wir bekommen oft mit, wie eingeschränkt viele den Klima­wandel und den Klima­schutz wahrnehmen. Verstärkt wird das durch rechte Parteien, die die Klima­problematik komplett verleugnen. Glücklicher­weise vernetzt sich die Zivil­gesellschaft immer mehr. Das freut uns sehr.

Anne Portscheller / KATE Umwelt & Entwicklung

Was kann man sich unter dem Projekt „KATE – Aufschlag fürs Klima“ vorstellen?

KATE Umwelt & Entwicklung e.V. ist eine Bildungs- und Beratungs­organisation für Klima­schutz, Nach­haltig­keit und eine sozial gerechte nach­haltige Transformation. PLAY! ist eines unserer Klima­schutz­projekte, das wir in Kooperation mit dem Deutschen Badminton-Verband e.V. durch­führen. Damit fördern wir die Umsetzung von Klima­schutz­maßnahmen im Badminton­sport.

Anne Portscheller ist Projektleiterin BNE & Sport und Beraterin Klima beim Verein KATE Umwelt & Entwicklung.
Anne Portscheller ist Projektleiterin BNE & Sport und Beraterin Klima beim Verein KATE Umwelt & Entwicklung. © Yunus Yazici

Wer macht alles mit?

Wir von KATE, der Deutsche Badminton-Verband e.V. und die rund 3.000 Badminton­vereine mit ihren 160.000 Spieler*innen, Trainer*innen und ehren­amtlichen Helfer*innen sind dabei. Vonseiten des Deutschen Badminton-Verbandes unter­stützen uns außerdem die beiden National­spieler*innen sowie Nach­haltig­keits­beauftragten Miranda Wilson und Kai Schäfer.

Was ist das Besondere an Ihrem Ansatz?

Für PLAY! haben sich zwei Organisationen zusammen­gefunden, um den Klima­schutz zu fördern – die eine themen­nah und die andere themen­fremd. Das ist nicht selbst­verständlich. Besonders ist auch, dass der Deutsche Badminton-Verband unseren Bottom-up-Ansatz mit­getragen hat. So stellen wir sicher, dass die Vereine von Anfang an mit ihren Wünschen und Ideen involviert sind.

Was konnte PLAY! bisher erreichen?

Ein Erfolg ist unser Ideenwettbewerb, an dem sich alle Vereine beteiligen durften. Eine Jury hat von 16 Klima­schutz­ideen die drei besten ausgezeichnet. Darunter eine Nach­haltig­keits­strategie eines Breiten­sport­vereins sowie ein Online­rechner, der Mitglieder dabei unter­stützt, umwelt­verträglicher zu Wettkämpfen zu reisen. Außerdem waren wir dieses Jahr unter den Nominierten für den Deutschen Nachhaltig­keits­preis im Bereich Sport.

Anton Klischewski / FC Internationale Berlin 1980 e. V.

Was ist das Ziel des FC Internationale Berlin?

Wir sind ein Fußballverein aus Berlin-Schöneberg, der Nachhaltigkeit im Sport sehr ernst nimmt. Wir haben bei uns alle Aspekte des Vereins­lebens auf den Prüf­stand gestellt, um es nach­haltiger zu machen – vom Ball über das Trikot bis hin zum Catering bei Vereins­feiern. Darüber hinaus engagieren wir uns in unserem Bezirk politisch in Sachen Nach­haltig­keit.

AufRuhr hat Sie bereits 2022 besucht. Was hat sich seitdem verändert?

Mittlerweile gehören wir zu den bekanntesten Amateurvereinen Deutschlands. In Sachen Ressourcen­schonung oder nach­haltiger Mobilität sind wir weit gekommen und konnten einen gewissen Standard in den Vereins­strukturen etablieren. Wir hoffen, dass wir diesen Standard lang­fristig halten können und er auch von nach­kommenden Mitgliedern bei­behalten wird.

Anton Klischewski ist Koordinator für Nachhaltigkeit und Engagement beim FC Internationale Berlin 1980 e. V. und Referent „Sport & Fairer Handel“ beim Aktionsbündnis Fairer Handel Berlin.
Anton Klischewski ist Koordinator für Nachhaltigkeit und Engagement beim FC Internationale Berlin 1980 e. V. und Referent „Sport & Fairer Handel“ beim Aktionsbündnis Fairer Handel Berlin. © Louisa Boeszoermeny

Wer macht bei Ihnen mit?

Mitmachen können alle, die in unserem Verein aktiv sind. Denn wir haben 2021 Nachhaltigkeit als Vereins­ziel in unsere Satzung geschrieben. Seitdem berichtet unsere AG Nachhaltig­keit auf den Vorstands­sitzungen darüber, und auch bei jeder Mitglieder­versammlung sprechen wir über das Thema. Unsere Coach*innen und Spieler*innen beteiligen wir außerdem über Workshops und Fortbildungs­formate.

Was macht Ihren Verein einzig­artig?

Wir haben uns 2021 vom Zentrum für Nachhaltige Unternehmens­führung zertifizieren lassen. Das macht uns einzig­artig, gerade im Amateursport. Unsere Bewegung ist dabei „bottom up“ entstanden und wurde nicht – wie so häufig – von oben verordnet. Diesen Spirit fühlen wir noch heute.

Welche Erfolge konnte Ihr Projekt bisher einfahren?

Unser größter Erfolg ist die Entwicklung des welt­weit ersten fairen und kreislauffähigen Fußball­trikots. Wir haben es geschafft, ein Trikot zu produzieren, das komplett aus zertifiziert kreis­lauf­fähigen Materialien besteht. Dafür haben wir dieses Jahr den Deutschen Nachhaltig­keits­preis bekommen. Die Zertifizierung selbst und diverse Preise, die wir seit der Gründung der AG Nach­haltig­keit gewonnen haben, sind natürlich auch tolle Erfolge.

Welche Überraschungen hält der nach­haltige Fuß­ball­sport bereit?

Ich bin immer noch überrascht darüber, welche Welle unser Engagement schlägt. Ich durfte kürzlich beim Nachhaltig­keits­forum der Deutschen Fußball Liga und des Deutschen Fußball-Bundes berichten, wie wir beim FC Inter­nationale die nach­haltige Beschaffung von Trikots und Merchandise umgesetzt haben. Das ist einfach klasse. Viele Profi­klubs schauen jetzt zu uns hoch und sagen: Krass, was ihr da gemacht habt!


Bundes­netz­werk Bürger­schaftliches Engagement (BBE)

Das BBE vereint mehr als 200 zivil­gesellschaftliche Organisationen und verfolgt das Ziel, bürger­schaftliches Engagement in allen Gesellschafts- und Politik­bereichen nach­haltig zu fördern. Im von der Stiftung Mercator geförderten Projekt „Bürger­schaftliches Engagement und Klima­schutz“ will das BBE das Thema Klima­wandel in unter­schiedlichen Feldern anstoßen.
Klima gemeinsam schützen – Engagiert für Klimaschutz