Lokaler Klimaschutz: Im Kleinen anfangen, um Großes zu erreichen
Klimaschutz hat viele Facetten. Und er fängt im Kleinen an! Denn neben weitreichenden Entscheidungen von Politiker*innen braucht es echte Graswurzelarbeit, um den Planeten nachhaltiger zu machen. Das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE) vernetzt hierfür Projekte und Vereine, die sich für den Klimaschutz einsetzen. AufRuhr hat drei Vereine besucht.
Katharina Dietze / Omas for Future
Wofür engagiert sich Ihre Initiative, und was ist ihr Ziel?
Wir sind die „Omas for Future“. Unser Ziel ist es, unseren Enkel*innen die Welt so zu hinterlassen, dass sie noch lebenswert ist. Denn es gibt nur eine Welt, und das bedeutet: Wir brauchen Klimaschutz, jetzt!
Wer macht mit bei den „Omas for Future“?
Bei uns sind es vor allem Menschen aus der älteren Generation, die Verantwortung übernehmen und sich für unsere Kinder und Kindeskinder starkmachen. Die meisten von ihnen sind Frauen. In Deutschland gibt es mehr als 80 Regionalgruppen der „Omas for Future“, in Berlin sind wir 140 Omas.
Was ist das Besondere an den „Omas for Future“?
Unsere Initiative besteht aus tollen Frauen, die auf ihrem Platz in der Gesellschaft bestehen. Wir sind der Überzeugung, dass wir viel stärker repräsentiert sein sollten. Mittlerweile machen auch etliche Frauen mit, die selbst keine Enkel*innen haben. Sie setzen sich also für die Enkel*innen dieser Welt ein.
Welche Erfolge konnte Ihre Initiative bisher erzielen?
Wir haben ein Zukunftsquiz für Senior*innenheime und Kitas entwickelt. Denn beim Thema Klimawandel fühlen sich viele Menschen hilflos. Hier setzen wir an und sagen: Politik und Wirtschaft müssen zwar handeln, aber jede*r kann auch im persönlichen Umfeld etwas tun. Zusätzlich bilden wir in Schulen Multiplikator*innen aus, sogenannte Scouts, die das Quiz vor Ort durchführen.
Was überrascht Sie an Ihrer Arbeit?
Wir sind positiv überrascht, wie viele Menschen sich mit uns solidarisieren. Denn wir bekommen oft mit, wie eingeschränkt viele den Klimawandel und den Klimaschutz wahrnehmen. Verstärkt wird das durch rechte Parteien, die die Klimaproblematik komplett verleugnen. Glücklicherweise vernetzt sich die Zivilgesellschaft immer mehr. Das freut uns sehr.
Anne Portscheller / KATE Umwelt & Entwicklung
Was kann man sich unter dem Projekt „KATE – Aufschlag fürs Klima“ vorstellen?
KATE Umwelt & Entwicklung e.V. ist eine Bildungs- und Beratungsorganisation für Klimaschutz, Nachhaltigkeit und eine sozial gerechte nachhaltige Transformation. PLAY! ist eines unserer Klimaschutzprojekte, das wir in Kooperation mit dem Deutschen Badminton-Verband e.V. durchführen. Damit fördern wir die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen im Badmintonsport.
Wer macht alles mit?
Wir von KATE, der Deutsche Badminton-Verband e.V. und die rund 3.000 Badmintonvereine mit ihren 160.000 Spieler*innen, Trainer*innen und ehrenamtlichen Helfer*innen sind dabei. Vonseiten des Deutschen Badminton-Verbandes unterstützen uns außerdem die beiden Nationalspieler*innen sowie Nachhaltigkeitsbeauftragten Miranda Wilson und Kai Schäfer.
Was ist das Besondere an Ihrem Ansatz?
Für PLAY! haben sich zwei Organisationen zusammengefunden, um den Klimaschutz zu fördern – die eine themennah und die andere themenfremd. Das ist nicht selbstverständlich. Besonders ist auch, dass der Deutsche Badminton-Verband unseren Bottom-up-Ansatz mitgetragen hat. So stellen wir sicher, dass die Vereine von Anfang an mit ihren Wünschen und Ideen involviert sind.
Was konnte PLAY! bisher erreichen?
Ein Erfolg ist unser Ideenwettbewerb, an dem sich alle Vereine beteiligen durften. Eine Jury hat von 16 Klimaschutzideen die drei besten ausgezeichnet. Darunter eine Nachhaltigkeitsstrategie eines Breitensportvereins sowie ein Onlinerechner, der Mitglieder dabei unterstützt, umweltverträglicher zu Wettkämpfen zu reisen. Außerdem waren wir dieses Jahr unter den Nominierten für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis im Bereich Sport.
Anton Klischewski / FC Internationale Berlin 1980 e. V.
Was ist das Ziel des FC Internationale Berlin?
Wir sind ein Fußballverein aus Berlin-Schöneberg, der Nachhaltigkeit im Sport sehr ernst nimmt. Wir haben bei uns alle Aspekte des Vereinslebens auf den Prüfstand gestellt, um es nachhaltiger zu machen – vom Ball über das Trikot bis hin zum Catering bei Vereinsfeiern. Darüber hinaus engagieren wir uns in unserem Bezirk politisch in Sachen Nachhaltigkeit.
AufRuhr hat Sie bereits 2022 besucht. Was hat sich seitdem verändert?
Mittlerweile gehören wir zu den bekanntesten Amateurvereinen Deutschlands. In Sachen Ressourcenschonung oder nachhaltiger Mobilität sind wir weit gekommen und konnten einen gewissen Standard in den Vereinsstrukturen etablieren. Wir hoffen, dass wir diesen Standard langfristig halten können und er auch von nachkommenden Mitgliedern beibehalten wird.
Wer macht bei Ihnen mit?
Mitmachen können alle, die in unserem Verein aktiv sind. Denn wir haben 2021 Nachhaltigkeit als Vereinsziel in unsere Satzung geschrieben. Seitdem berichtet unsere AG Nachhaltigkeit auf den Vorstandssitzungen darüber, und auch bei jeder Mitgliederversammlung sprechen wir über das Thema. Unsere Coach*innen und Spieler*innen beteiligen wir außerdem über Workshops und Fortbildungsformate.
Was macht Ihren Verein einzigartig?
Wir haben uns 2021 vom Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung zertifizieren lassen. Das macht uns einzigartig, gerade im Amateursport. Unsere Bewegung ist dabei „bottom up“ entstanden und wurde nicht – wie so häufig – von oben verordnet. Diesen Spirit fühlen wir noch heute.
Welche Erfolge konnte Ihr Projekt bisher einfahren?
Unser größter Erfolg ist die Entwicklung des weltweit ersten fairen und kreislauffähigen Fußballtrikots. Wir haben es geschafft, ein Trikot zu produzieren, das komplett aus zertifiziert kreislauffähigen Materialien besteht. Dafür haben wir dieses Jahr den Deutschen Nachhaltigkeitspreis bekommen. Die Zertifizierung selbst und diverse Preise, die wir seit der Gründung der AG Nachhaltigkeit gewonnen haben, sind natürlich auch tolle Erfolge.
Welche Überraschungen hält der nachhaltige Fußballsport bereit?
Ich bin immer noch überrascht darüber, welche Welle unser Engagement schlägt. Ich durfte kürzlich beim Nachhaltigkeitsforum der Deutschen Fußball Liga und des Deutschen Fußball-Bundes berichten, wie wir beim FC Internationale die nachhaltige Beschaffung von Trikots und Merchandise umgesetzt haben. Das ist einfach klasse. Viele Profiklubs schauen jetzt zu uns hoch und sagen: Krass, was ihr da gemacht habt!
Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE)
Das BBE vereint mehr als 200 zivilgesellschaftliche Organisationen und verfolgt das Ziel, bürgerschaftliches Engagement in allen Gesellschafts- und Politikbereichen nachhaltig zu fördern. Im von der Stiftung Mercator geförderten Projekt „Bürgerschaftliches Engagement und Klimaschutz“ will das BBE das Thema Klimawandel in unterschiedlichen Feldern anstoßen.
Klima gemeinsam schützen – Engagiert für Klimaschutz