Das Wieder­aufflammen der great power competition

Das Wieder­aufflammen der great power competition
Autor: Ludwig Siegele 14.02.2019

Vor allem zwei Themen dürften auf der diesjährigen Münchner Sicherheitskonferenz leidenschaftlich diskutiert werden: Brexit und das Wiederaufflammen der “great power competition”, der Großmachtkonkurrenz, insbesondere zwischen China und den Vereinigten Staaten. Aber auf der “MüSiKo”, wie einige Kenner sie fast liebevoll nennen, wird ein drittes, weniger schlagzeilen-trächtiges Thema ebenfalls eine große Rolle spielen: der Einfluss von Technologie auf Sicherheits- und Außenpolitik.

Fast ein Dutzend Veranstaltungen werden sich mit dem Thema und seinen Facetten beschäftigen. Microsoft veranstaltet einen Fireside Chat über “Geopolitik und Technologie”. Anne Applebaum, eine bekannte Autorin, und andere werden über den “Nexus von Extremismus und Informationskrieg” diskutieren. Und die Mercator Stiftung organisiert zusammen mit den Planungsstab des Auswärtigen Amtes ein Panel über den Zusammenhang von künstlicher Intelligenz (KI) und Außenpolitik mit Brad Smith, Microsofts “Außenminister”, und Bob Work, einem früheren stellvertretenden amerikanischen Verteidigungsminister.

Wie sollen es westliche Länder mit Huawei halten?

Eine Frage wird bei diesen Panels, wie auch in den Fluren, immer wieder hochkommen: Wie sollen es westliche Länder mit Huawei halten?

Als Mercator Fellow befasst sich Ludwig Siegele mit der voranschreitenden Digitalisierung und den Anwendungsmöglichkeiten neuer Technologien im außenpolitischen Handlungsfeld. Er ist einer der Panelisten bei der Münchener Sicherheitskonferenz.

Der südchinesische Konzern ist mittlerweile zum weltweit größten Hersteller von Fernmeldeausrüstung avanciert und löst damit große Ängste aus. Er könnte, befürchten vor allem amerikanische Sicherheitsbehörden, seine Dominanz zu Spionagezwecken nutzen – vor allem wenn die nächste Generation von Mobilfunknetzen, 5G genannt, einmal eingeführt ist. Deutschland muss demnächst entscheiden, ob und wie sie Huawei zuläßt. Nationale Sicherheitsinteressen sprechen für einen Bann, aber er wäre sehr kostspielig: der Ausbau von 5G-Netzen würde sich um Jahre verzögern; der finanzielle Erfolg der bald anstehenden Versteigerung von 5G-Lizenzen wäre infrage gestellt; und China würde wahrscheinlich hart zurückschlagen.

Die Causa Huawei ist allerdings nur die Spitze eines fundamentalen Trends: der Zweiteilung der Technologiewelt. Sie zerfällt zunehmend in zwei Blöcke, oder “techno-spheres”, einer dominiert von China, der andere von den Vereinigten Staaten. Ob Internet Governance, KI oder Chipindustrie – in fast allen Feldern der bisher sehr global integrierten Branche machen sich Spaltungstendenzen spürbar. Ein “tech cold war”, ein kalter Technologiekrieg, wie einige behaupten, ist noch nicht ausgebrochen, aber das Klima wird zweifellos frostiger.

Mercator Fellowship-Programm

Das Mercator Fellowship-Programm bietet seinen Stipendiat*innen den Freiraum, sich explorativ und ideen­reich einem Forschungs- oder Praxis­vorhaben zu widmen.

www.stiftung-mercator.de