Corona-Infos auf Arabisch

Das Team von "Amal" in Hamburg auf der Straße unterwegs.
Corona-Infos auf Arabisch
Autor: Matthias Klein 19.03.2020

Sie berichten auf Arabisch und Farsi über lokale Ereignisse in Berlin und Hamburg. Jetzt informieren die „Amal“-Nachrichtenplattformen über das Coronavirus – und stoßen auf riesiges Interesse.

Cornelia Gerlach verspätet sich. Als sie anruft, ist sie ganz außer Atem. „Wir haben gerade noch schnell ein Interview mit einer Ärztin fertiggestellt“, berichtet sie. „Der Beitrag auf Farsi muss jetzt wirklich schnell online gehen.“ Die Projektleiterin der „Amal“-Nachrichtenseiten seufzt.

Angebot fehlte

In der Coronakrise überschlagen sich die Ereignisse ständig. Das bekommt auch das Team der Websites „Amal, Berlin!“ und „Amal, Hamburg!“ zu spüren. 14 Journalist*innen aus Syrien, Afghanistan, Ägypten und Iran arbeiten für die Nachrichtenplattformen. Sie berichten aus Berlin und Hamburg auf Arabisch und Dari/Farsi. Geht es sonst um die Hamburg-Wahl oder interessante Konzerte, bearbeiten sie nun das Coronavirus in vielen Facetten.

„Wir haben schon früh gemerkt, dass wir hier besonders gefordert sind, um das Thema Corona in die Communities hinein zu kommunizieren“, erzählt Gerlach. Startpunkt sei gewesen, als die Stadt Berlin eine Hotline für Corona-Verdachtsfälle einrichtete. „Uns ist aufgefallen, dass ein Angebot für Menschen fehlte, die nur wenig Deutsch können. Wer nur Arabisch spricht, dem blieb nur, einen arabischsprechenden Hausarzt zu kontaktieren. Aber das ist in dieser Situation ja sehr schwierig.“

Wir haben begriffen, dass wir in dieser Situation eine wichtige Rolle spielen.

Das Team fing an, Nachrichten zum Coronavirus zu veröffentlichen – und stieß auf große Resonanz. Die Seitenaufrufe stiegen stark, die Webseiten verzeichneten in dieser Woche 158.000 Seitenaufrufe. „Wir haben begriffen, dass wir in dieser Situation eine wichtige Rolle spielen“, sagt Gerlach.

Das Angebot entstand vor drei Jahren. Kern der Idee: Menschen, die neu nach Deutschland kommen, sollen sofort in ihrer Muttersprache Informationen über ihr neues Umfeld bekommen. „Es wird ja immer betont, wie wichtig es ist, dass sie die deutsche Sprache lernen. Aber bis sie deutsche Medien verstehen, dauert es doch zu lange. Wir wollen gleich etwas anbieten“, erläutert Gerlach. Besonders über Facebook erreicht das Team eine große Zielgruppe, mehr als 80.000 Menschen haben die Seiten abonniert. Darüber hinaus nutzen auch andere Medien die Beiträge, die Berliner Zeitung spielt sie auf einer eigenen Seite aus.

Das Team von Amal“-Nachrichtenplattformen in der Redaktion am Computer.
© Jann Wilken
Das Team von Amal“-Nachrichtenplattformen Berlin
© Benny Golm

Redakteurin Asmaa Yousuf gehört zu denen, die nun versuchen, der ständig neuen Lage zu folgen. „Die Neuigkeiten ändern sich im Minutentakt. Das ist wirklich eine große Herausforderung“, sagt sie. Momentan arbeiteten alle viel mehr als sonst, „ich bin heute von neun Uhr morgens bis neun Uhr abends im Einsatz.“

Die Dramatik der Krise spüre sie auch selbst, sagt Yousuf: „Ich empfinde gerade eine besondere Verantwortung bei der Arbeit. Wir sind keine Ärzte, aber die Menschen nehmen ernst, was wir berichten.“ Noch vor wenigen Tagen habe sie viele Späße über das Virus in Social Media gesehen. „Aber dafür ist nun wirklich nicht die Zeit. Wir wollen in unseren Berichten deutlich machen, dass es ernst ist und dass jeder etwas tun muss.“

Viele Kommentare

Gerlach berichtet, die Coronakrise sei erst mit einigen Tagen Verzögerung in der arabischen Community angekommen. „Viele sind jetzt verunsichert oder haben Angst. Wir bekommen inzwischen unfassbar viele Kommentare. Kaum ist ein neuer Beitrag online, geht es los.“

Nun sei das handwerkliche Können des „Amal“-Teams gefragt, sagt Gerlach. „Wir machen sonst Nachrichten und wir machen auch in dieser Situation Nachrichten.“

„Amal“-Nachrichten-plattformen

„Amal, Berlin“ und „Amal, Hamburg“ informieren auf Arabisch und Dari/Farsi darüber, was in der Stadt los ist. Für das Projekt der Evangelischen Journalistenschule arbeiten 14 Journalist*innen. Zu den Partnern gehören neben uns die Evangelische Kirche in Deutschland, das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik, die Körber Stiftung und die Schöpflin Stiftung.

https://amalberlin.de