Weltfrauentag: Acht Forderungen zum 8. März
Vor über 100 Jahren wurde der Internationale Frauentag ins Leben gerufen. 2019 führte Berlin als erstes deutsches Bundesland den 8. März als gesetzlichen Feiertag ein. Dieses Jahr zieht Mecklenburg-Vorpommern nach. Wo stehen wir also im Jahr 2023? Welche Appelle, Visionen und persönlichen Gedanken verknüpfen Frauen aus Mercator-Projekten heute mit dem Weltfrauentag? Acht Positionen und Forderungen – nicht nur für den 8. März.
1. Menschenrechte und digitale Rechte sind Frauenrechte: Bezieht die Schwarzen Frauen mit ein!
Nani Jansen Reventlow kämpft seit über 20 Jahren als Anwältin in mehr als 50 Ländern vor Gerichten gegen Verletzungen der Menschenrechte. Die Niederländerin, die in Berlin lebt, betont, dass der 8. März eine „großartige Gelegenheit“ sei, um auf „die wichtige Arbeit aufmerksam zu machen, die Frauen weltweit leisten, um die Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft zu bekämpfen“. „Frauen*“, sagt Jansen Reventlow, die auch schon Fälle vor dem Europäischen Gerichtshof gemeinsam mit Amal Clooney ausgefochten hat, „stehen seit jeher an der Spitze der größten Kämpfe für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung – und obwohl wir dies jeden Tag ehren und anerkennen sollten, ist es gut, den 8. März zu nutzen, um diesem Umstand besondere Aufmerksamkeit zu schenken.“
2017 gründete Jansen Reventlow den Digital Freedom Fund (DFF), dessen Grundsätze heute noch genauso gültig sind: „Digitale Rechte sind Menschenrechte, also sind digitale Rechte auch Frauen*rechte. Wie bei allen Menschenrechtsfragen ist es wichtig zu erkennen, dass der Genuss der Rechte, aber auch ihre Verletzung eine Folge der Machtstrukturen in unserer Gesellschaft sind.“ Jansen Reventlow ist eine mehrfach prämierte Juristin – unter anderem erhielt sie von der Harvard Law School die Auszeichnung „Women Inspiring Change“. Als Schwarze Frau wünscht sie sich, „dass die Menschen wirklich erkennen, dass unsere Befreiung mit den Frauen*rechten verknüpft ist“. Sie zitiert deshalb das „Combahee River Collective Statement“ von 1977, in dem sich Schwarze Frauen zusammengetan und Forderungen ebenso wie den Begriff der Identitätspolitik in die politische Debatte eingeführt haben. Jansen Reventlow ist sich sicher, dass dieses Statement von vor fast 50 Jahren bis heute seine Gültigkeit hat: „Wenn Schwarze Frauen frei wären, würde das bedeuten, dass alle anderen auch frei sein müssten, denn unsere Freiheit würde die Zerstörung aller Unterdrückungssysteme voraussetzen.“ Jansen Reventlow, die 2021 aus dem DFF ausschied und die Organisation „Systemic Justice“ gründete, findet, dieses Statement „sollten sich alle als Richtschnur nehmen, die sich für eine bessere Welt einsetzen – sei es im Bereich der digitalen Rechte oder in einem anderen Feld“.
2. Gegen Hatespeech: „Widersprecht!“
Franzi von Kempis ist seit dem Sommer 2022 Co-Geschäftsführerin des Vereins Charta der Vielfalt. In dieser Funktion geht es ihr am Frauentag vor allem darum, „den intersektionalen Ansatz nicht zu vergessen. Trans* Frauen erleben ein anderes Maß an Diskriminierungserfahrungen, ebenso wie Schwarze Frauen oder Frauen mit Behinderung. Frauen aus ärmeren Verhältnissen haben schlechtere Jobchancen“. Dieses Zusammenspiel verschiedener Diskriminierungsfaktoren sei komplex, zeige aber auch die Bedeutung des Internationalen Frauentages: „Gerade diese Perspektivenvielfalt muss sowohl in der Gesellschaft als auch speziell in der Arbeitswelt noch viel stärker eingebunden und gefördert werden.“
Grundsätzlich geht es ihr beim Internationalen Frauentag, aber eigentlich an jedem Tag darum, „zu hinterfragen, welche strukturellen Veränderungen wir noch brauchen, damit wir tatsächlich vorankommen“. Weiterhin hätten zum Beispiel mehr als die Hälfte der 160 börsennotierten deutschen Unternehmen keine einzige Frau in der obersten Managementetage. Für den 8. März 2023 wünscht sie sich, „dass wir passende Rahmenbedingungen schaffen, die wirklich alle mitnehmen, nicht nur die, die sowieso erreicht werden“. Im 75. Jahr der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte gebe es auch in Deutschland in puncto Vielfaltsperspektive „weiterhin großen Handlungsbedarf“: „Ein Mensch hat unter anderem das Recht auf Arbeit und auf Schutz vor Diskriminierung. Und das gilt nicht nur für Deutschland.“
Franzi von Kempis hat sich schon früh als „Besorgte Bürgerin“ gegen Hatespeech im Internet positioniert und ist mit ihrem 2019 erschienenen Buch „Anleitung zum Widerspruch“ bekannt geworden. Mittlerweile unterstützt sie auch im Mercator-Projekt „Das NETTZ“ Initiativen, die sich gegen Hass im Netz engagieren. Von Kempis hat selbst erfahren, dass „der digitale Raum ein hartes Pflaster ist und Hass im Netz jede Person treffen kann. Trotzdem sind davon unverhältnismäßig oft Frauen betroffen“. Die Häufigkeit und Dimension von Hasskommentaren oder -nachrichten könne verstummen lassen. „Ich habe es immer wieder selbst erlebt, dass man vor einer Flut an misogynen Kommentaren steht und sich fragt: Lohnt sich das hier eigentlich? Und jedes Mal fand sich doch jemand, dessen Kommentare und Widerspruch gegen Hass und Destruktivität mir wieder Hoffnung gaben.“ Deshalb ihr Appell an alle: „Widersprecht, wenn ihr Hass und Hetze online seht, wenn ihr sie in Kommentaren lest. Lasst es nicht einfach unwidersprochen stehen. Setzt euch ein! Hinterfragt, was es mit Menschen macht, die dem jeden Tag ausgesetzt sind – und welche Hilfe sie auch strukturell brauchen, um sich sicher zu fühlen.“
3. Frauen brauchen Rollenvorbilder: Redet miteinander, stärkt euch gegenseitig!
Roda Verheyen versteht sich als Anwältin des Klimas. Sie ist die Frau, die das Bundesverfassungsgericht in der sogenannten Klimaklage überzeugte, sodass die Bundesregierung ihre Klimaziele nachbessern musste. Am 16. März 2023 erscheint ihr neues Buch mit dem Titel „Wir alle haben ein Recht auf Zukunft. Eine Ermutigung“. Verheyen ist Mutter von drei Kindern und ehrenamtlich Hamburger Verfassungsrichterin. Jüngst hat sie den Verein „Green Legal Impact Germany“ mit aufgebaut. Der Verein will unter anderem die Zivilgesellschaft – NGOs oder Einzelpersonen – dabei unterstützen, das Recht für den Umweltschutz strategisch zu nutzen.
Anders als in vielen anderen Branchen kann Roda Verheyen nicht über eine mangelnde Präsenz von Frauen in ihrer Branche klagen. „In meinem Bereich ist das tatsächlich überhaupt kein Problem.“ Es gebe auch international mehr Frauen als Männer, die im Umweltrecht arbeiteten. Bei „Green Legal Impact“ etwa bestehe eine „absolute Frauenübermacht“ – es gebe nur einen Mitarbeiter. Auch bei den wichtigen internationalen Prozessen, die sie in ihrem Buch beschreibt, seien die Protagonist*innen, die in Sachen Klimaschutz klagten, fast ausschließlich weiblich. Und in ihrer Hamburger Kanzlei arbeiteten mehr engagierte Referendarinnen als Referendare. Kurzum: Für ihre persönliche Arbeit spielt die Gleichberechtigung kaum eine Rolle. „Schauen Sie doch einmal in die deutschen Gerichte. Wir haben eine Präsidentin am Bundesgerichtshof, wir hatten eine Präsidentin am Bundesverwaltungsgericht, wir haben auch im Bundesverfassungsgericht eine gute Frauenquote.“ Der juristische Bereich sei in puncto Gleichberechtigung doch sehr fortschrittlich aufgestellt. Dagegen sei die Frauenquote im deutschen Bundestag mit lediglich 34,8 Prozent deutlich schlechter.
Roda Verheyen, die oft betont, dass sie ohne ihren Ehemann in ihrem Beruf nicht so weit gekommen wäre, hatte als junge Studentin nur ein weibliches Rollenvorbild in der Ferne – Gertrude Lübbe-Wolf, Professorin, Richterin am Bundesverfassungsgericht und Mutter. Sie findet, Frauen seien heute viel besser vernetzt. Viele Universitäten böten speziell für Studentinnen Coaching-Sponsorships an. Auch sie selbst steht als Coachin für Doktorandinnen zur Verfügung. „Die jungen Frauen fragen manchmal ganz harmlose Sachen, ganz persönliche Dinge, etwa: ,Wie machen Sie das, wenn das Kind krank ist?‘ So etwas gab es in meiner Zeit überhaupt nicht. Das ist eine tolle Entwicklung und auch etwas typisch Weibliches: miteinander reden, sich gegenseitig stärken.“
4. Kämpft für die Frauenrechte, nur dann gibt es einen nachhaltigen Frieden!
Salilah El-Khodary, aufgewachsen in Dülmen in der Nähe von Münster, hat ein duales Studium im Auswärtigen Amt absolviert. Sie war zunächst als Verwaltungsrechtlerin im Referat „Umsetzung von Stabilisierung von Ländern und Regionen“ für die MENA-Region zuständig, also den Mittleren Osten und Nordafrika. Inzwischen arbeitet sie in Beirut an der deutschen Botschaft im Presse-, Politik- und Kulturbereich. „Es ist für viele sicher noch nicht so selbstverständlich, dass ich als junge muslimische Frau im Auswärtigen Amt arbeite und dort nicht nur Praktikantin bin“, sagt sie.
Am Weltfrauentag findet sie es inspirierend, „weltweit Frauen zu sehen, die für ihre Rechte eintreten, egal welche Gefahren ihnen dadurch drohen. Ich freue mich darüber, wie viele den Tag nutzen, um feministische Vordenkerinnen in den Fokus der Öffentlichkeit zu bringen, und was wir von ihnen lernen können“. Gleichzeitig verbinde sie mit dem 8. März auch etwas Melancholie. „Denn an diesem Tag wird besonders deutlich, an wie vielen Orten Frauen noch nicht einmal ihre Grundrechte zugesprochen bekommen. Wie lang der Weg noch ist und wie hart wir noch kämpfen müssen, um eines Tages als Menschen gesehen zu werden, egal wer und wo wir sind.“ Für den Frauentag im Jahr 2023 wünscht sich die Botschafterin der Initiative „Diplomats of Colour“, „dass Frauenrechte weltweit endlich als elementarer Bestandteil jeder demokratischen und sicheren Gesellschaft verstanden werden“. Ohne Frauenrechte gebe es schlicht keinen nachhaltigen Frieden. Es gehe dabei nicht nur um Repräsentation. „Es geht auch um das Verständnis, dass Frauenrechte aufs Engste mit dem Kampf gegen Diskriminierung jeglicher Art verbunden sind.“
5. Schutz der Frauen in der Welt der Daten!
Claire Fernandez ist Geschäftsführerin der „European Digital Rights“ (EDRi), einer Vereinigung von Bürgerrechtsorganisationen, die sich dem Datenschutz und der Freiheit der Bürger*innen in der Informationsgesellschaft verschrieben haben. Zuvor arbeitete sie unter anderem als stellvertretende Direktorin des Europäischen Netzwerkes gegen Rassismus (ENAR), als Beraterin des Menschenrechtskommissars des Europarates und als Vertreterin der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in Bosnien und im Kosovo. Ihr Masterstudium der Menschenrechte hat sie an der Robert Schuman University in Straßburg abgeschlossen.
Auch für Claire Fernandez hat der Internationale Frauentag längst nicht nur eine symbolische Bedeutung. Der Weltfrauentag rücke „feministische Themen, die uns jeden Tag beschäftigen sollten“, in den Vordergrund. „Jedes Jahr am 8. März würdige ich die zerbrechlichen Ergebnisse des jahrelangen Widerstandes der Frauen – einschließlich den meiner Mutter. Ich bin gleichermaßen beunruhigt über das Ausmaß der jüngsten Rückschläge für die Rechte der Frauen und über den vor uns liegenden Kampf für einen wirklich intersektionalen, gegen Unterdrückung gerichteten Feminismus.“ Dabei reflektiere sie auch stets ihre eigene Rolle: „Als weiße Frau in einer Führungsposition in einer technologiepolitischen Organisation, einem Sektor, der nach wie vor weitgehend von weißen Männern dominiert wird, bedeutet dieser Tag, dass ich meine eigene Position hinterfrage: Wo habe ich Privilegien, wo werde ich immer noch weniger anerkannt als Männer?“
Als Kämpferin für Menschenrechte im globalen digitalen Raum weiß Claire Fernandez, dass die neue europäische Digitalstrategie, verankert im Digital Services Act (DSA), zwar die Verbraucher*innen schützt, aber die Macht der Technologiegiganten nicht schmälert. Auch sie weist darauf hin, dass Frauen in den sozialen Medien unverhältnismäßig oft Missbrauch und Belästigung ausgesetzt seien. „Die Art und Weise, wie Inhalte auf Internetplattformen kuratiert und verstärkt werden, verstärkt oft die für Frauen schädlichen Inhalte.“ Die Digitalexpertin warnt davor, voreilig online einfach nur Inhalte zu entfernen. „Sie können zur Zensur beitragen, wovon wiederum insbesondere farbige Frauen, feministische Aktivistinnen, Sexarbeiterinnen und Frauen, die sich für Körperakzeptanz einsetzen, betroffen sind.“
6. Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrung stärken und vor Gewalt schützen!
Aylin Karadeniz ist Projektleiterin von „Meet Your Neighbours“, einem Projekt, das vom Verein WIR MACHEN DAS initiiert und von der Stiftung Mercator gefördert wird. Das Ziel des Projektes ist es, Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte zu stärken und Begegnungen zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft zu fördern. Der Verein hat sich bereits 2015 aus einem Netzwerk von 100 Frauen* aus Kultur, Kunst, Wissenschaft, Journalismus und öffentlichem Leben gegründet. „Als intersektional-feministischer Verein setzen wir uns in all unseren Projekten besonders für das Empowerment und die Teilhabe von Frauen* und queeren Personen mit Migrations- und Fluchtgeschichte ein, da sie besonders stark von gesellschaftlicher Marginalisierung und Gewalt betroffen sind“, erklärt Aylin Karadeniz. „Jeden Tag erfahren Frauen* Gewalt, fast jeden dritten Tag wird eine Frau* in Deutschland ermordet“, sagt Karadeniz. „Wir begrüßen es daher sehr“, konstatiert die Projektleiterin auch in Bezug auf den Weltfrauentag 2023, „dass die Bundesregierung ihre Vorbehalte gegen die Istanbul-Konvention des Europarates aufgegeben hat und diese seit Februar auch für Migrant*innen und geflüchtete Frauen* gilt.“ Es sei aus ihrer Sicht „höchste Zeit für eine konsequente und zügige Umsetzung geltenden Rechts und den umfassenden Schutz gegen jede Form geschlechtsbezogener Gewalt“.
7. Frauenrechte und Klimaschutz zusammendenken!
Clara Leonie Bütow ist Klimaaktivistin. Für sie gehören Frauenrechte und der Klimaschutz untrennbar zusammen. Im Jahr 2018 machte die heute 28-Jährige mit ihrer „Traveling Trash Tour“ auf die Umweltverschmutzung durch Plastikmüll aufmerksam: Sie baute eine überdimensionierte Flamingoskulptur aus Plastikmüll, befestigte sie auf ihrem Fahrradanhänger und radelte von Paris nach Berlin. Unterwegs traf sie Menschen aus Politik, Wirtschaft und NGOs, suchte nach Lösungen und erreichte durch die Aktion über eine Million Menschen. Aktiv sein ist ihre persönliche Replik auf die Klimakatastrophe. Zuletzt, im Jahr 2022, wirkte Clara Leonie Bütow mit beim Mercator Kolleg für internationale Aufgaben in Kenia, den Niederlanden und Kuba. Im verlinkten Videobeitrag beschreibt sie, wie sie in Nairobi urbane Klimamaßnahmen unterstützte, um naturbasierte Lösungen für Klimafolgen zu finden, etwa Mangroven zur Sturmabwehr in Küstengebieten. Aktuell ist sie für ein UN-Klimaschutzprojekt in Laos und setzt sich für die Wissensvermittlung an lokale Communitys ein: „Klimarisiken einzuschätzen und Handlungsoptionen zu verstehen, ist ein erster Schritt, gerade benachteiligte Gruppen zu empowern, sich besser vor Klimaeinflüssen zu schützen.“
Bütow lacht über die Frage, ob denn der Frauentag eine Rolle für sie spiele. „Na klar!“, schon oft sei sie am Weltfrauentag auf die Straße gegangen. Es sei ein „wahnsinnig wichtiger Tag“, auch in Deutschland sei immer noch „in vielen Bereichen feministische Arbeit nötig“. Frauenrechte müssten in Zeiten des Klimawandels noch mehr Gehör finden. Denn: Es gebe einen großen Zusammenhang zwischen Gender und Klimavulnerabilität: „Frauen und Mädchen sind viel stärker von Naturkatastrophen und den Folgen des Klimawandels betroffen.“ Die Klimaaktivistin nennt ein paar Beispiele: „Rund 80 Prozent der durch den Klimawandel vertriebenen Menschen sind Frauen. Da Frauen im Globalen Süden besonders von natürlichen Ressourcen wie der Landwirtschaft abhängig sind, treffen sie Dürren überproportional. Auch werden die Wege, um Wasser zu finden, länger und gefährlicher, und oft sind es zuerst Mädchen, die im Notfall aus der Schule genommen werden. Bei Überflutungen fehlen Frauen vermehrt Schwimmfähigkeiten, sie bleiben durch familiäre Verpflichtungen am längsten im Haus und ertrinken schneller. Auch nach Katastrophen haben Frauen schlechteren Zugang zu Hilfsangeboten. Dies zeigt: Die Klimakrise ist insbesondere für Frauen und Mädchen ein Risikomultiplikator. Deswegen braucht es intersektionale Ansätze, die systemische Faktoren miteinbeziehen.“
8. Setzt euch ein für Gerechtigkeit für alle!
Julia Kloiber und Elisa Lindinger haben das Superrr Lab 2019 mit der Intention gegründet, Zukunftsvisionen für die Gesellschaft und einen Paradigmenwechsel hin zu einer intersektional-feministischen Digitalpolitik zu gestalten. Wem stehen digitale Räume offen – und welchen Gruppen sind die Türen verschlossen? Für AufRuhr haben die beiden Gründerinnen zu ihrem Projekt und Frauenrechten ein kurzes Statement verfasst:
„Der Internationale Frauenkampftag ist ein Tag, an dem wir gemeinsam mit anderen auf die Straße gehen, um darauf aufmerksam zu machen, wie viel es im Bereich Frauen*- und Minderheitenrechte immer noch zu erkämpfen gibt. Als feministische Organisation blicken wir mit einer intersektionalen Brille auf die Herausforderungen der Gegenwart. Uns geht es darum, Machtstrukturen aufzudecken und aufzubrechen. Um ein konkretes Beispiel zu geben: An den beiden Tagen nach dem 8. März veranstalten wir gemeinsam mit der Gewerkschaft ver.di und der NGO „Foxglove“ einen Summit, auf dem wir Content-Moderator*innen zusammenbringen. Content-Moderation ist einer der prekärsten Jobs im Technologiebereich. Er ist schlecht bezahlt, Menschen werden während der Arbeit überwacht und traumatisiert von den Inhalten, die sie moderieren. Wenn wir über Buzzwords wie Künstliche Intelligenz oder über Regulierung sprechen, dann müssen wir auch auf die Arbeitsbedingungen von Menschen im Tech-Sektor eingehen, Verbesserungen fordern und sie in ihrem Arbeitskampf unterstützen. Für das Superrr Lab ist der 8. März ein Tag, an dem wir Seite an Seite stehen mit Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Hintergründen – die aber eines eint, und zwar der Kampf für Gerechtigkeit für alle.“